Costa Rica im Regen

Nach der Grenze bekamen wir es sofort mit: es wurde um einiges teurer. Für ein schmuddeliges Zimmer bezahlten wir gleich mal das doppelte, da brachte auch zähes verhandeln nichts. Lebensmittel waren ebenfalls um den Faktor 2-3 teurer. Zum Glück wurden wir (nicht ohne Stolz) schnell aufgeklärt, dass man in Costa Rica das Wasser aus dem Hahnen trinken kann – als einziges Land in Zentralamerika! Prima, für uns war Wasser in Gallonen aus dem Supermarkt extrem teuer.
Wir blieben bis Puentoarenas auf der Hauptstraße und fuhren danach ins Landesinnere nach San Jose im ‘Central Valley’ – der Hauptstadt Costa Ricas. Hier erwarteten uns lang ersehnte Ersatzteile, welche wir eigentlich schon in Mexiko bekommen sollten.
Der Verkehr auf den viel zu kleinen Straßen war abartig! Es gab keinen Seitenstreifen, die schweren LKW’s und Reisebusse nahmen keinerlei Rücksicht auf Radler. Es war so ‘anstrengend’ wie selten zu fahren. Von Spaß konnte hier keine Rede sein. Louis, der uns mit seinem Edelrennrad am Unabhängigkeitstag (und damit Feiertag) in der Region aufgabelte, sagte uns: ‘Hier in Costa Rica gibt es mehr Radler, als intelligente Leute’. Hmm… Radler waren jedenfalls weit und breit keine in Sicht. Wir mussten an den folgenden Tagen noch oft an diesen Satz denken.
Die fehlende Infrastruktur und das viel zu hohe Verkehrsaufkommen sorgte auch in San Jose dafür, dass die Busse ewig im Stau standen. Mittlerweile gab es eine Schmalspurbahn mit ausrangierten Zügen aus Spanien, welche zumindest die Verbindung nach Norden in Richtung Heredia verbessern sollte. Zumindest ein Anfang.
Auf uns wirkte das Land wie die US-Staaten, nur kleiner. Große, schwere Pickups und keinerlei Gewussel mehr auf den Straßen. So gut wie jeder war mit dem Auto unterwegs und kapselte sich ab. Alle Fast-Food Ketten mit Rang und Namen hatten hier eine Filiale, die ‘mentale’ Nähe zu den USA war damit nicht zu übersehen.
Uns wurde regelmäßig bewusst, dass wir in der Regenzeit unterwegs waren. Feiner Nieselregen für Stunden oder heftiger Platzregen, uns erwischte es jeden Tag auf der Straße. Einen Vorteil hatte es: es wurde nicht mehr ganz so ‘heiß’. Im Zentralmassiv regnet es das ganze Jahr, da ist der Unterschied zwischen den ‘Jahreszeiten’ nicht so groß.
In San Jose wurden wir von Maurizio, Vanessa und Familie für ein paar Tage aufgenommen. So hatten wir die Gelegenheit mit anderen Touristen im Bus auf den Vulkan Poas zu fahren. Eine kleine, enge Strasse führte auf den meistbesuchtesten Vulkan des Landes, fast direkt an den Krater auf knapp 2500m. And den Hängen des Massivs wurde großflächig Kaffee angebaut, auf welchen die Einheimischen (auch Ticas genannt) sehr stolz waren.
Die Hauptstadt selbst bot für uns nichts wesentlich neues. Netten, alten Gebäude sehr schön restauriert jund herausgeputz, waren aber sehenswert. Ansonsten gab es den klassischen ‘Ami’ Kram. Bewegte man sich außerhalb der ‘Kernzonen’, wurde es jedoch schnell wieder ‘unansehnlich’. Viel Müll auf den Straßen, Herumlungernde und Bettelnde welche einen um Colones, der hiesige Währung anquatschten. Gegenden in welchen man als ‘Gringo’ aufiel und nicht unbedingt Nachts herumlaufen sollte. Wir waren also doch noch in Zentralamerika…
Das Paket unsere Eltern war überfällig. Endlich wieder vernünftige ‘Schwalbe Marathon Mondial’ Reifen und ein neues Seideninlett. Das wichtigste aber waren die Ortlieb Haken. Ich war es leid, dass ich meine schwere Ersatzteiltasche nicht einfach vom Rad nehmen konnte. Wie oft hatte ich Rad und Tasche in den dritten Stock eines Hotels gehievt und Ortlieb dafür verflucht! Ein ‘Highlight’ packte meine Mutter noch ein: Ein Beach Ball als Weltkugel um den Latinos zu zeigen wo wir herkamen. Die Geographische Lage von ‘Alemania’ war nicht immer bekannt und bei vielen war Deutschland ein Teil der USA! Der europäische Kontinent Europa dagegen vollkommen unbekannt. Dem Ersten, welchem ich es stolz vorführen wollte war ‘Maui’, fünf Jahre alt. Als ich mühselig das Ding aufblies und Ihm zeigen wollte wo wir herkamen, wollte er natürlich auch wissen, wo er sich auf der Kugel befand. Tja, leider war Costa Rica nicht abgebildet…!
Durch den Braulio Carrillo Nationalpark ging unsere Fahrt wieder auf die karibische Seite, nach Limon. Es kam uns vor wie Belize. Wieder Schwarze, Reggae und der typische Karibikflair auf der Straße. Touristen sahen wir nicht, jedenfalls keine Internationalen. Es war alles ein wenig schmuddelig, vermüllt und heruntergekommen. Drogen waren hier hier allgegenwärtig. Wir sahen es ganz speziell Abends und Nachts an den Herumlaufenden,- oder Liegenden.
Außerhalb Limons fuhren wir am ‘schwarzen Strand’ entlang in Richtung Grenze, campten unter Kokospalmen und lernten, dass es ohne Machete gar nicht so einfach ist eine Kokosnuss zu öffnen. Unser letztes Land in Zentralamerika war jetzt nicht mehr weit: Panama – wir kommen!

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