Hübsches Nicaragua

Unser erstes Hotel nach der Grenze zeigte uns, es hatte sich erstmal nichts geändert. Schimmel im Zimmer, nur kurzzeitig Wasser und stundenweise Strom. Dafür ein nicht verhandelbarer ‘Gringopreis’. Im Ort gab es Hundertschaften von Fahrradtaxis welche die Tuctucs ablösten. Nein, unser erster Ort, Somotillo war nicht sonderlich ansehnlich. Obwohl Nicaragua das sicherste Land in Zentralamerika sein soll, fühlten wir uns hier in der Dunkelheit nicht ganz wohl. Aber Ortschaften in Grenznähe sind immer ‘speziell’.
In Leon jedoch, der ehemaligen Hauptstadt von Nicaragua sahen wir seit sehr langer Zeit mal wieder eine schöne Stadt mit Flair. Wir machten gleich wieder die ‘Bleichgesichter’, meistens Amerikaner aus. Aufgrund der Touristen gab es an jeder Ecke nette Hostels, was wir nach unseren letzten Hotelerfahrungen dankend annahmen.
Kulturell gab es für uns die größte Kathedrale Zentralamerikas und andere alte Gebäude im Kolonialstil zu sehen. Alles ein wenig heruntergekommen, aber eben auf die charmante Art.
Wir bekamen erstmals das traditionelles Gericht des Landes: ‘Gallo Pinto’ und gegrilltes Hühnchen. Dabei handelte es sich um Reis mit Bohnen, alles sehr lecker gewürzt. Interessant war auch das Eis: Dabei wurden von einem großen normalen Eisblock kleine Stücke abgeraspelt, Soße darüber gegossen und Früchte dazu gereicht – fertig. Bei der Soße handelte es sich um ‘Dulce Leche’ – karamelisierte Ziegenmilch, nicht jedermanns Sache. Für uns war es nichts neues, kannten wir es schon aus Mexiko, aber unter dem Namen ‘Cajeta’.
Auf unserem Weg in die jetzige Hauptstadt Managua kamen wir mitten in die Feier des 19. Julis hinein. Die Einheimischen feierten die Übernahme der ehemaligen Diktatur durch die ‘FSLN’ (Sandinistische Nationale Befreiungsfront) Partei. 1000 Busse waren mit in Partylaune befindlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf dem Weg in die Metropole. Kaum versahen wir uns, steckten sie uns eine Flagge der Partei ans Rad und wir fuhren mit.
Managua erreichten wir erst spät in der Nacht und verliesen es auch gleich wieder am nächsten Tag. Mals, exquisite Einkaufszentren und alles ein wenig teurer. Nichts was sich für uns lohnen würde zu bleiben. Die Stadt wurde im letzten Jahrhundert von heftigen Erdbeben zerstört, damit gab es so gut wie keine alten Gebäude mehr. Am ‘Lago de Nicaragua’, dem größten Süßwasserreservoir in Mittelamerika, gelangten wir nach Granada. Durch den See soll irgendwann eine Alternative zum Panamakanal durchführen – so jedenfalls die Idee eines chinesischen Investors.
Granada war ebenfalls wieder ein sehr schmuckes Städtchen im Kolonialstil mit entsprechenden Touristenecken. Bewegte man sich aber abseits, bekamen wir das uns mittlerweile gut bekannte Gewusel zu sehen. Wie z.B. die engen, kleinen Märkten auf welchen wir uns u.a. mit günstigem Essen eindeckten.
Entlang des Sees trauten wir unseren Augen nicht: Ein riesiger Windpark war an der Südseite des Reservoirs gebaut. Das hätten wir hier am allerwenigsten erwartet. So wurden unsere Pläne vom campen am See von ‘privat property’ Schildern und später einsetzendem Regen zunichte gemacht. Somit ‘zogen’ wir vollends durch – bis Costa Rica, unserem ersten Grenzübergang bei Nacht.

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