Baja California – Süd

In Guerrero Negro überquerten wir die Grenze nach ‘B.C.S’ – Baja California Sur, wurden von einer in die Straße eingelassenen Desinfektionsbrühe besprüht und verloren durch die Zeitumstellung eine Stunde. Damit war sozusagen Halbzeit auf der Baja.
Der Mensch als Gewohnheitstier, er gewöhnt sich wohl an fast alles und das auch recht schnell. Für uns ist es keine Überraschung mehr, dass Duschen oft nur kaltes Wasser bringen oder die Toiletten mit ‘grossem’ Geschäft überfordert sind. Was nichts anderes heisst das die ‘Ladung’ mangels vernünftigem Abwassernetz hin und wieder hängenbleibt. Trinkwasser gibt es nicht mehr aus dem Wasserhahn, sondern aus sog. Auffüllstationen, welche Wasser wieder aufbereiten oder eben in Gallonen aus den ‘Super Mini’ Läden.
Auf den öffentlichen Toiletten (meist die Pemex Tankstellen) heisst es immer: ‘Bring your own’ – Toilettenpapier, dass kann man hier deshalb auch einzeln kaufen.
Gewöhnungsbedürftig sind aber auch die nicht angeleinten Hunde, welche in Radlern eine spannende Abwechslung Ihres Hundealltags sehen. Beim vorbeiradeln auf dem Highway stürmen sie aus dem Nichts auf einen zu. Hin und wieder entstehen dadurch prekäre Situationen, sind diese Viecher oft nicht friedlich gestimmt. Ausweichmanöver können dann bei viel Verkehr brenzelig werden. Der klassische herumstreunende Stadthund ist dagegen harmlos, muss er sein Überleben selbst sichern. Selbstbewusst durchkämmt er die Gegend nach essbarem und bettelt ab und zu. Kein Vergleich zu unseren, welche von Herrchen immer gut versorgt werden.
So schön die Kakteen auch sein mögen als Radler empfindet man doch einiges an Abneigung dagegen. Ganz übel sind die kleine ‘Bodenstachelkugeln’. Juli hatte ein paar Platten, trotz noch recht neuen Schwalbe Marathon Mondial Reifen. Ein sonst recht guter Mantel, der integrierte Pannenschutz taugt aber nicht für die Baja. Selbst bin ich mit billigen Continental Schlappen unterwegs, diese jedoch mit Schleim und Mr. Tuffy gefüllt und wohl dadurch bisher ungeschoren davongekommen. Somit könnte man meinen das Zeug taugt wirklich etwas.

Wildcampen ging auf der Strecke problemlos, etwas anderes bleibt einem auch nicht übrig, sind die Abschnitte oft zu lang zwischen den Dörfern. Und wenn mal etwas für längere Zeit eingezäunt ist, findet sich irgendwann doch ein Loch durch welches man schlüpfen kann. Im Südteil sind uns erstmal einige überfahrene Schlangen aufgefallen und öfters raschelt es auch im Gebüsch, :-).

Ein immer wieder interessantes Thema ist der Plastikmüll. In Santa Rosalio, einer Minenstadt sahen wir die örtliche ‘Müllverbrennungsanlage’. Eine Grube im Berghang in welche der Abfall per Bagger geschoben und angezündet wird. Beissender Rauch hängt in der Umgebung und da es direkt am Meer mit viel Wind liegt hängen einige verwehte Plastikteile in den umgehenden Kakteen. Ein seltsames Bild. In mittelgrossen Städten dagegen liegt die ‘Deponie’ auserhalb. So wird der Autoanhänger gefüllt und dort entladen. Durch die clevere Ladetechnik entleert sich die Ladung schon zur Hälfte auf der Strasse, so spart man einiges an Zeit beim abladen in der Deponie, :-) .

Wir kurbelten weiter auf die andere Seite der Baja, weg vom Pazifik. Eine andere Welt. Das Wetter wärmer (bis zu 40 Grad) und mehr Palmen. Endlich sahen wir auch wo sich die amerikanischen Touristen oder auch die vom Winter fliehenden, sog. ‘Snowbirds’ aufhalten. Türkisfarbenes Wasser, kleine vor der Küste liegende Inselchen and schöne Sandstrände an welchen man direkt übernachten kann.
Auch in Loreto, einer netten kleinen und herausgeputzten Küstenstadt welche uns an eine Kurstadt in Deutschland erinnerte, wimmelt es nur vor amerikanischen Rentnern. Die Preise waren dementsprechend angepasst.
Die restliche Strecke nach La Paz ist stieres durchradeln. 100e km durch flaches teilweise Farmland oder  Kakteenlandschaft. Ein paar Radler welche wir trafen trampten deshalb auch weite Teile dieser Strecke, aber das gehört eben auf einer Radreise auch dazu.

In La Paz dann wieder viel Verkehr und Gewussel überall. Eine nette Innenstadt und Strandpromenade. Eher wie man sich eine mexikanische Stadt so vorstellt. Mit kleinen Plätzen, alten Gebäuden und Kirchen. Zum radeln jedoch wieder mexikanisches Chaos mit wenig Platz auf der Strasse, insgesamt kein sonderlich grosser Spass.

Dadurch, dass wir in Cabo San Lucas wieder für mehrere Tage eine Luxusunterkunft hatten nahmen wir den Umweg in Kauf. Die Strecke dahin ging über einen vierspurigen Highway mit gut ausgebautem Seitenstreifen. Prima zu radeln, der Weg jedoch ein wenig öde. Vorbei an dem kleinen Touristenort Todos Santos in welchem sich ebenfalls einige Amerikaner zur Ruhe setzten.

In Cabo San Lucas endlich angekommen fühlten wir uns streckenmässig zurückgesetzt. Als wären wir wieder in den USA. Überall wird englisch geredet, Walmart, Starbucks oder ACE Hardwarestore, alles vertreten. Seltsam anmutend das Ganze. Unsere Aufenthaltsadresse gehört zu den exklusiven, dass merkten wir schon als wir uns in unserer versifften Radlerkluft durchfragten. Erstaunte Blicke trafen uns. Dann noch einmal die schweren Böcke durch die mit bis zu 20% Steigung extrem steile und nur für Autos ausgelegte Strasse innerhalb der in sich geschlossenen Villengegend gehieft – und wir hatten Urlaub. Mit riesigen Augen bezogen wir das Gästehaus in welchem wir eine gute Woche bleiben können. Aber es wartet auch viel organisatorische Arbeit auf uns. Und dann heisst es langsam Abschied nehmen von der Baja…

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