Baja California – Nord

Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit kamen wir in Mexiko immer besser zurecht. Leider hatte uns wieder mal ein Infekt zu einem längeren Zwangsaufenthalt und langsamen Vorankommen gezwungen. Durch die entstehenden Aufenthalte in den kleinen Dörfern bekamen dadurch ein paar Dinge mit, welche man beim ‘zügigem’ durchqueren vielleicht nicht so sieht. Die Mexikaner waren extrem hilfsbereit, schenkten einem Orangen, würden einen 60km zum nächsten Geldautomaten fahren oder gleich das eigene Auto zur freien Verfügung stellen. Führerschein brauchte hier sowieso keiner und wenn es ‘Probleme’ mit der ‘Policia’ gab, wurde das mit ein paar Pesos geregelt. So einfach war das. Das Thema mit der nicht erforderlichen Fahrerlaubnis könnte auch der Grund für die vielen am Straßenrand aufgestellten Kreuze und Gedenktafeln sein. Oft hatten wir den Eindruck das die Leute hier Ihre Fahrzeuge nicht immer so Griff haben, wie man sich das wünschen würde. Zu sehen z.B. bei den hin und wieder rasanten Überholmanöver. Vom Zustand der Trucks einmal abgesehen. Dem deutschen TÜV würden die Haare zu Berge stehen.
Müll lag überall herum, einfach zwischen die Kakteen geschmissen. Das ‘Grauwasser’, welches z.B. in den Tacobuden oder Restaurants anfiel, wurde direkt auf der Lehmstraße vor der Tür ‘entsorgt’. Somit staubte es nicht mehr so, die herumstreunenden Hunde und Katzen strömten herbei und suchen nach noch etwas essbaren in der Brühe. Damit wurde alles ‘recycled’ und fand irgendwie Verwendung. So gab es auch den klassischen Schrotthändler, welcher mit brüllend lautem Megafon auf dem Autodach durch die Straßen zog und alles mögliche, von der Auspuffanlage bis zur Waschmaschine abtransportierte. Konnte man es wirklich nicht mehr gebrauchen wie z.B. all die Wasser,- oder Sodaflaschen bliebt es eben liegen. Die Zeiten in welchen man als Reiseradler noch ‘verwertbares’ auf den Highways fand waren damit vorbei. In einer Wohlstandsgesellschaft fand sich da noch oft etwas brauchbares wie Messer, Sonnenbrillen, Angelschnüre oder einfach Geld.
Schaute man sich die Bauweise der Häuser an, dachten viele schon beim Bau weit in die Zukunft. Die meistens kleinen Häuschen bestanden meistens aus Betonsteinen, waren einstöckig und ohne Keller. Fertig sahen diese nie aus. Verputzen war Luxus und so gut wie immer standen die Moniereisen der tragenden Pfeiler wie Antennen oben hinaus. Wohl in der Hoffnung einen zweiten Stock aufzusetzen was sich, wie man sah aber in den wenigsten Fällen erfüllte.
Was das Essen anging, tat sich das schwäbische ‘Gourmet Gösschle’ noch ein wenig schwer. Tacobuden gab es an jeder Ecke. Diese boten nicht nur Tacos, sondern auch Birria, Tortas oder ähnlich gefüllte Tortiellas an. Sonderlich groß waren die Unterschiede jedoch nicht. Meistens mit Fleisch gefüllt konnte man selbst noch unterschiedliche Salate wie Tomaten,- oder Krautsalat hinzufügen. Dazu eine Chili,- oder ebenfalls recht gut, eine grüne Avocadososse. Scharf war es immer. Ganz besonders lecker und für die Baja California bekannt war aber der Fisch Taco. In Öl gebackene Fischstücke. Darüber hinaus gab es immer Menudo, eine aus Innereien gekochte Suppe. Noch war der Hunger jedoch nicht so groß, ich konnte mich noch zurückhalten, :-) .
Zum selber kochen brauchte man auf die klassischen Reiseradler Menüs wie Nudeln mit Soße und Reis mit Bohnen nicht zu verzichten. Das gab es überall in den kleinen Lebensmittelläden zu kaufen.
Irgendwann ging es aber los, ab in die Kakteen Landschaft. Weg von der Küste und weiter ins Landesinnere der Baja, hinein in die ‘Pampa’. Hin und wieder passierten wir eine Militärkontrolle. Die Jungs waren harmlos und wenn überhaupt nur an unserer Radlgeschichte interessiert. Gesucht wurden Waffen,- (nach Süden) oder Drogen,- (nach Norden) jedoch keine stinkenden Radltrikots.
Das Klima änderte sich, es wurde endlich wieder wärmer. Waren am Meer ganz speziell die Nächte mit 2,3 Grad recht frisch und wir froh um die guten Daunenschlafsäcke, waren diese jetzt ein wenig zuviel des Guten. Tagsüber konnte es auch mal 35 Grad haben und die Alaskasommerbräune wurde wieder aufgefrischt, :-).
Die Landschaft war toll! Überall Kakteen: große dicke, lange dünne, oder kleine knubbelige, eben alles dabei. Mal etwas ganz etwas anderes. Am einzigen Highway der Baja konnten wir jederzeit unser Zelt zwischen den Stacheldingern aufstellen. Als Infrastruktur gab es nur das Nötigste. Alle 30-60km konnten wir Wasser in einem kleinen Cafe oder Restaurant auffüllen. Mehr gab es nicht. Kleine Supermärkte kamen alle 120km. Benzin wurde oft direkt am Straßenrand aus dem Kanister heraus verkauft, da die verlassenen Tankstellen der staatlichen ‘Pemex’ Gruppe den Standort aufgegeben hatten. Überhaupt sahen viele Gegenden verlassen aus, als hätten sie schon bessere Zeiten gesehen. Der Verkehr war ruhig und bestand meistens aus LKW’s, amerikanischen Touristen, oder eben Mexikaner welche versuchen alles aus der Ladefläche ihrer Trucks herauszuholen. Da wurden Waschmaschinen und sonstige Haushaltsgeräte in schwindelerregende Höhen gestapelt. Die Lade,- und im speziellen, die Abspanntechnik sah abenteuerlich aus.
Es wird noch eine Weile so weitergehen u.a. mit Tecate Light (3,9%), durch die Wüste…

Dieser Beitrag wurde unter Mexico veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse eine Antwort