Das kleinste… – Uruguay

Jetzt also noch Uruguay, das kleinste spanischsprachige Land in Südamerika. Das Fahrrad blieb in Buenos Aires und ich machte mit meinem treuen Begleiter ‘Nikko’ einen auf Backpacker. Die preisgünstigste aller Fähren war Colonia über den ‘Río de la Plata’. Diese fuhr in ‘La Boca’ ab. Das Terminal sah noch ganz respektabel aus, die Hafenanlagen in der Umgebung dagegen waren extrem heruntergekommen.
Der erste Eindruck der Stadt war nicht besonders. Überall lag Müll auf der Straße und es stank teilweise widerlich. Ein paar Tage hatte ich Zeit um die Stadt zu erkunden. Meistens zu Fuß, oder mit den örtlichen Bussen. Montevideo wurde als die kleine Schwesterstadt von Buenos Aires bezeichnet. Es ging weniger hektisch zu, alles war ein wenig gemütlicher. Ebenfalls schöne, alte Kolonialbauten und lange Strandpromenaden mit Sandstrand prägten das Stadtbild. Die Innenstadt zwischen dem Hafenterminal ‘Mercado del Puerto’ und dem ‘Plaza Independencia’ war schön hergerichtet und lud zum verweilen ein. Kulinarisch gab es zum großen Nachbarland keine Unterschiede. Wieder Asado, Empanadas und Pizza – “ala Argentina”. Der Genuss von Matetee war auffälliger als in Argentinien. Getrunken wurde auf der Straße, in den Parks oder auch in den Bussen. Wobei in den öffentlichen Verkehrsmittel das konsumieren durch extra angebrachte Schilder verboten wurde. Auf Fußball war die Bevölkerung nochmal eine Stufe verrückter als ihre Nachbarn. Gehört das “Estadio Centenario” Station in der Innenstadt zum Stolz der Nation. Die Stadt hatte lange und große Strandpromenaden welche jedoch im Hintergrund durch recht hässliche Betonbunker verunstaltet wurden. In der Hochsaison wurde hier einiges geboten. Insgesamt machte Montevideo auf mich den Eindruck als hätte es seine beste Zeit hinter sich. Der Aufenthalt bei meinem Gastgeber Ignacio machte den Besuch in der Hauptstadt jedoch zu einem interessanten Erlebnis. Als begnadeter Bastler und ‘Allrounder’ hatte er einiges zu erzählen.
Auf dem Rückweg nach Buenos Aires legte ich noch einen Zwischenstop in der ältesten Stadt Uruguays ein: ‘Colonial de Sacramento’. Diese wurde von den Portugiesen 1680 gegründet, hatte noch ein paar Gebäude und Straßenzüge aus der damaligen Zeit. Es lag direkt gegenüber von Buenos Aires und konnte mit einer Fähre schnell erreicht werden. So tummelten sich viele Tagesgäste aus Argentinien welche in den netten Restaurants und Cafés der Altstadt flanierten.
Zurück in Buenos Aires organisierte ich meine Weiterreise. So verlies ich, etwas wehmütig Südamerika. Es hatte mir sehr gut gefallen. Lernte ich einmal mich in dem charmanten Chaos zu bewegen kam ich gut zurecht. Oft musste man über seinen Schatten springen und ein paar typisch europäischen Eigenschaften über Bord werfen. Schaffte man das, war das Leben hier wesentlich einfacher und auch entspannter. Die Landschaften auf diesem Kontinent waren beeindruckend und viele meiner Begegnungen ebenfalls. Gerade mit dem Fahrrad öffneten sich so einige Türen. Ging man offen mit den Leuten um, war man immer willkommen.
Warum die Länder, viele von Korruption und Mißwirtschaft durchsetzt, sich wirtschaftlich so schwer tun, blieb mir aber ein Rätsel. Wenn man mit offenen Augen herumlief, sich näher mit der Politik oder der Geschichte befasste, erkannte man die ungleiche Verteilung des Kapitals innerhalb des Landes. Oft wurden ganze Länder nur von wenigen Familien regiert.
Aber jetzt stand die Heimreise an. Mein Flieger ging nach ein paar Tagen in die Karibik. Genauer gesagt ‘Saint Martin’. Das war schon einmal unter französischer Verwaltung. Damit komme ich Europa einen ganzen Schritt näher. Wäre da nicht der große Teich dazwischen. Von dort hatte ich einen Platz auf einem Segelboot mit Kurs auf die Azoren. Langsam, ganz langsam sollte es zurück in die alte Heimat gehen. Bye, bye Südamerika!

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