Feuerland – Das Ende?

Schon sehr früh am Morgen fuhren wir zur Fähre. Gut zwei Stunden dauerte die Überfahrt über den geschichtsträchtigen Magellankanal nach Feuerland! Jetzt war das Ziel der ‘Ridesouth’ Tour nicht mehr weit.
Fuhr ich nicht schon genug auf Schotterstraßen herum, war die Durchquerung von Feuerland nochmal eine Rüttelpiste. Wieder stiegen wir bei Gauchos, Polizisten oder in sonstigen Hütten zum übernachten ab. Das Zelt blieb weiterhin schön eingepackt, :-).Ein kleines Highlight lag noch auf der Strecke. Es gab nur wenige Stellen außerhalb der Antarktis an welchen sich Königspinguine herumtrieben. Hier war eine kleine Kolonie und es war putzig den Sakkoträgern beim ‘watscheln’ zuzuschauen.
Auf der Tour durch die Amerikas begegnete ich immer wieder Produkten aus den deutschen Landen. Bekannt waren natürlich die Autofirmen, oder ganz speziell in Südamerika der Fußball. Der Exportschlager Bayern München war jedem ein Begriff. Eine schwäbische Firma war aber seit Alaska immer präsent. Nicht nur die Produkte sind bekannt, sondern auch deren immer gern gesehenen Kalender. Einer zierte in meinem ehemaligen Büro die Wand und hier in einer Estancia hing derselbe. Die Stihl Kettensägen konnte man überall sehen.
An den letzten Tagen vor dem Ziel wurde es nochmal ordentlich kalt. Am Morgen starteten wir bei unter Null Grad. Wärmer als 5 Grad wurde es auch im Laufe der folgenden Tage nicht. Dazu immer wieder der kalte Wind. Da war die Bäckerei in Tolhuin wieder ein guter Ort zum aufwärmen. Jeder Reiseradler mußte an diesem ‘Bottelneck’ vorbei und übernachtete hier. Generationen hatten sich an den Wänden mit Sprüchen, Malereien o.ä. verewigt. Wer wollte konnte auch ein paar Tage Auszeit nehmen und in der Backstube beim ‘Medialunas’ (die hiesigen Croissants) kneten helfen. Aber wir wollten weiter! Es wurde nochmal kälter und es fing an zu schneien. Am letzten Pass vor Ushuaia quälten wir uns im Schneesturm hinauf. Die Autos und LKW’s zogen Ketten auf und ich nochmal die auf der Reise keine dreimal benutzte Regenhose! Es war extrem ungemütlich, aber glücklicherweise gab es nochmal ein Restaurant zum aufwärmen. Die Strecke führte an den Skigebieten vorbei in welchen in zwei Wochen die Saison startete. Nein, hier hatte man mit dem Fahrrad nichts mehr zu suchen.
Komplett durchgefroren erreichen wir in Ushuaia das allseits bekannte ‘Fin del mundo’ Schild. Mit zittrigen Fingern schossen wir die Fotos und ab ging es ins Hostel. Uns war es einfach zu kalt um den Moment richtig zu geniessen. In der Herberge angekommen erwarteten uns wieder die allseits bekannten Gesichter der Patagonien Radler… für jeden von uns war es erst einmal vorbei und jeder dachte etwas wehmütig: Das war es dann wohl… Die Amerikas waren durchgeradelt. Von Punkt zu Punkt! Was man dabei fühlt? Besonders die Kälte, Ushuaia Mitte April ist einfach ungemütlich… dieser Karfreitag 2014 wird aber wohl in Erinnerung bleiben.
Für die Statistiker unter den Lesern: Am Schluß waren es 33.000km. Auf dem zweiten Fahrrad brauchte ich vier Felgen, fünf Ketten, unzählige Mäntel und die Anzahl der Platten war bestimmt dreistellig. Aber keine einzige gebrochene Speiche! Das grenzte schon fast an einem Wunder. Insgesamt ist der Zustand des Fahrrades eindeutig schlechter als der des Radlers, :-).
Die Radelfamilie blieb noch eine zeitlang zusammen. Viele begleiteten mich schon seit Wochen. Alle mußten nach Buenos Aires, ist das der große Verteiler für die Flüge nach Europa, oder die USA. Die meisten flogen, andere probieren sich im trampen. Viele LKWs fuhren in die Hauptstadt. Fliegen war für mich die einfachere Wahl. So organisieren wir Fahrradkartons und um Fluggewicht zu sparen wurde rigoros ausgemistet. Fast eine ganze Satteltasche blieb in Ushuaia. Dinge, welche wirklich am Ende waren kamen in den Müll. Für einen Schwaben nicht einfach, aber es mußte sein. Packen und das Rad zerlegen. Der Flug dauerte nur 3h, aber die Vorbereitungen waren deutlich länger!
Ansonsten brauchte jeder erst einmal Ruhe, aber um dem Lagerkoller zu entkommen lief ich noch zu einem nahegelegenen Gletscher. Ein mickriges Ding im Vergleich zu dem bisher gesehenen. Lange blieb keiner, das Wetter war zu ungemütlich und die Motivation gering. Ushuaia wirkte ziemlich künstlich. Es handelte sich dabei um eine der reichsten Provinzen Argentiniens. Hier gab es Öl. Die Stadt ist seit 20 Jahren in einem extremen Wachstum, lässt sich hier gut Geld verdienen. Um den territorialen Anspruch gegenüber Chile zu rechtfertigen, siedelte der Staat mit niedrigen Steuern und hohem Verdienst unzählige Menschen an. Gerade im öffentlichen Dienst gab es unzählige ‘Beschäftigte’ welche einfach nur präsent sein mußten. Eine etwas verquerte Welt. Der Tourismussektor wuchs ebenfalls, gab es im Winter ein paar Skigebiete und im Sommer Nationalparks für Wanderungen.
Nach ein paar Tagen aber ging der Flieger nach Buenos Aires. Was wird einen erwarten? Der Kulturschock einer Großstadt? Alles egal, Hauptsache es wurde wärmer. Und dann? Die ‘RideSouth’ Tour ist zu Ende, die Reise jedoch noch nicht. Man darf gespannt sein… :-).

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5 Antworten auf Feuerland – Das Ende?

  1. Sebastian sagt:

    Lieber Snuggel,

    herzlichen Glückwunsch zu Deinem ganz persönlichen, erfolgreichen Projekt “Feuerland”! Durch Deine Homepage konnten wir Deine Meilensteine nicht verpassen und bewunderten Deine Bilder bzw. Deine Erlebnisse…

    Gute Heimreise & sicherlich bis bald!

    Viele Grüße aus Schwieberdingen
    Sepp

  2. Stefi sagt:

    Lieber Joerg,
    Endlich hasts Du geschafft. Was fuer eine Leistung.
    Liebe Gruesse von Stefi

    • admin sagt:

      Hallo miteinander,

      Vielen Dank für die Kommentare!

      Über 200 Dosen Bier, 25 Liter Wein und weit über 1000 Liter Wasser sind gebunkert. Das Rad liegt gut verpackt in der Skipper Kabine. Jetzt kann es dann losgehen. Der Atlantik wartet. Ziel sind erstmal die Azoren.

      Viele Gruesse aus der Karibik
      Joerg, St. Martin – schon Europa?

  3. gerold sagt:

    Hi Jörg,
    glückwunsch für das ankommen in Feuerland. Wir haben nie an dir gezweifelt. Du machst es aber spannend wie es weitergeht. Afrika fehlt noch oder?

    Grüße

    Gerold

  4. Jochen sagt:

    Hi Jörg,
    der Kalender ziert die Wand immer noch. Seit dem Umzug zwar in einem anderen Büro aber dank Harald natürlich immer der aktuelle :-)
    Grüße
    Jochen

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