Drei einsame Radler auf den Salzseen

Das jetzt holländisch/deutsche Radelteam quälte sich erst einmal wieder aus dem Loch La Paz nach El Alto hinauf. Auf der Schnellstraße fuhr es sich am ‘bequemsten’. Die Route ging nach Oruro, unserer vorerst letzten Stadt in der Zivilisation. Sehr schlechtes Wetter plagte uns bis dahin auf dem Altiplano. Ziemlich kalt und sehr viel Regen.
Waren wir sowieso schon spät in der Saison um die Salzseen zu durchqueren, machten es die starken Regenfälle nicht gerade einfacher. Einige erzählten uns schon das Wasser stände in den Salars und wir sollten doch außen herum fahren. Aber wie ich mittlerweile auf meiner Tour schon sehr oft erfahren habe: Vertraue dem eigenen Instinkt und vorallendingen dem GPS, :-). So war es dann auch. Der ‘Salar de Coipasa’ ist immer ein wenig feuchter, ging aber sehr gut zu fahren. Und wir begegneten niemandem, waren oft meilenweit alleine. Außerhalb des Salzsees, in den sehr kleinen Ortschaften auf dem Weg, gab es nur das nötigste. Wir waren schon froh wenn wir wenigstens Wasser aus einem Brunnen tanken konnten. Das Highlight des Tages stellte eine grosse Cola für alle dar, waren die Tage doch heiß und vorallendingen sehr trocken. Die ‘Straßen’ wenn man diese so nennen konne, waren sandig, steinig und mit den schweren Rädern oft nur mühsam befahrbar. Streckenweise ging nichts mehr und es hieß: schieben.
Die meisten Touristentouren trieben sich weiter im Süden im ‘Salar de Uyuni’ herum. Dieser war einiges trockener und die Salzkruste hart wie Beton. Mit der ‘Navigation’ verhielt sich nicht anders als beim segeln. Kurs ermitteln und stier nach Kompaß über den Salzsee fahren. Leider spielte oft der Wind nicht mit und wir kämpften uns nur langsam vorwärts (Kreuzen kam für uns nicht in Frage, :-)). In der Mitte von ‘Uyuni’ erreichten wir die Insel Incahuasi. Die einzige mit einer kleinen Infrastruktur. Hier ‘landeten’ alle Jeep Touren und so waren wir, neben den unzähligen Kakteen auf der Insel, die Hauptattraktion. Es dauerte eine Zeitlang bis wir vor lauter Fotoshootings am Strand zu unserem langersehnten Bier im Restaurant auf der Anhöhe kamen. Hier gab es ein von einem älteren Einheimischen geführtes Gästebuch, in welchem sich alle Radler, welche die Insel passiert hatten eintrugen. Altbekannte Namen erschienen hier. Der Salar ist bei den Panamerika-Radlern eben ein absoluter Klassiker. Wir durchquerten am nächsten Tag den Rest der Insel und fuhren wieder nach Kurs an das andere Ufer. Dort kam dann für uns die Überraschung. Ein paar cm tief stand am anderen Ufer das Salzwasser. Man konnte die ‘Schreie’ der Räder geradezu hören. Aber es blieb uns keine andere Wahl, da mußten wir durch. Auf der Schotter,- und Lehmpiste ging es weiter nach Colcha ‘K’. Der dortige Fluß hatte Wasser und wir reinigten in einer aufwendigen Prozedur erst einmal die Räder. Befreiten sie vom Salz, daß mittlerweile getrocknet, wie eine harte Kruste überall klebte. Wir erreichten jetzt die Gegend welche bei den Radlern wegen der Winde ‘gefürchtet’ ist. Ab dem frühen Nachmittag nahm dieser eine solche ‘Fahrt’ aus Süden auf, daß es ziemlich sinnlos war dagegen anzutreten. Man mußte also früh raus und sich frühzeitig einen Platz für das Zelt im Windschatten suchen. Diese sind jedoch selten, gab es nur spärliches Gras und nur wenig Felsen, welche solch einen Schutz geben konnten. Im ersten Fall bauten wir bei heftigem Wind einen eigenen Schutzwall für unsere Zelte, daß dauerte. Zu unserem ‘Glück’ hatten wir in San Juan nach sehr viel Sucherei und abklappern der Häuser jemanden gefunden welcher uns Benzin für unsere Kocher verkaufte. Leider war es solch ‘billiger’ Sprit, daß wir vor jedem Benutzen die Kocher zerlegen und reinigen mußten. Einmal war die Düse, dann die Leitung oder irgendetwas anderes verstopft. Nach einem anstrengenden Radeltag konnte einen das durchaus in Rage bringen.
Die Stunden in Bolivien waren aber gezählt, wir erreichten die Grenze nach Chile in Oliagüe und fuhren in die große Minenstadt Calama. Lebensmittel, oder Früchte dürfen nach Chile nur eingeschränkt eingeführt werden. Es gab so einige Stories von anderen Radlern, welche Teile ihrer Vorräte vor den Grenzen vertilgen oder wegwerfen mußten. In unserem Fall waren die Grenzer aber sichtlich gelangweilt von unseren Packtaschen. Es war damit vollkommen sinnlos, daß wir am Vorabend meinen großen Beutel Cocablätter zu Tee verkochten und das Zeug literweise in uns hineinleerten. Entlang der Strecke passierten wir unzählige Vulkane, von welchen sogar der ein oder andere in der Höhe vor sich hin ‘blubberte’. Wir zelteten mit an unzähligen Flamingos bevölkerten kleineren Salzseen.
Calama war damit seit vielen Tagen in der Wüste und langen Strecken auf schlechten Schotterpisten wieder ein Lichtblick der Zivilisation. Auch Chile war komplett anders als die Länder davor. Die Auswahl an Essen war wesentlich größer, alles westlicher, jeder fuhr sein eigenes Auto,  die Leute liefen nicht mehr in ihren Trachten herum und überhaupt gab es weniger ‘Natives’. Für uns hieß das aber primär Hotel und gutes Essen. Waren wir doch ziemlich ausgehungert. Aber am Folgetag schon ging es zur letzten Tagesetappe vor den Feiertagen. In San Pedro de Atacama verbrachten wir Weihnachten in einem gemütlichen Hostel mit anderen Reisenden, schlemmten, richteten die Räder bzw. Ausrüstung und machten uns bereit für mein letztes Land in Südamerika: Argentinien. Auf dem Weg dahin waren leider die Anden dazwischen. Wir hatten die Wahl zwischen zwei Pässen, Jama oder Sico, Pest oder Cholera – wir entschieden uns nochmal für Schotter, Wellblech und Sand… – Tja, was man alles nach zwei Ruhetagen vergißt, :-).

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