Mimi in eisigen Höhen

Jetzt also Bolivien. Der Grenzübergang in der Nähe Copacabanas war wieder sehr ruhig. Es gab lediglich eine Diskussion über die Dauer des Visums. Standardmäßig bekam man an der Landesgrenze 30 Tage, welche man später auf 90 Tage verlängern konnte. Es ging zu wie auf dem Türkischen Basar und ich einigte mich mit dem Grenzer letztendlich auf 60 Tage, da ich mit dem Fahrrad unterwegs war. In Copacabana machten viele Einheimische Urlaub und besuchten die angrenzenden Inseln wie ‘Isla de Sol’ oder ‘Isla de Luna’ im Titicacasee. Es war somit touristisch so einiges ‘geboten’. Lustigerweise traf ich wieder auf Backpacker aus der Vergangenheit.
Mit Rucksack und Zelt bepackt machte ich für zwei Tage einen Ausflug zur ‘ Isla del Sol’, schlenderte entlang der Insel und besichtigte die alten Inkaruinen. Hier sprachen die Einheimischen jetzt öfters Aymara anstatt Quechua. Bei der Durchquerung der Insel mußte man für jede Gemeinde einen Obulus bezahlen. Da ich aber zeitig unterwegs war, schliefen die Inselbewohner noch und ich sparte mir den Wegzoll, :-). Insgesamt hat sich der Ausflug gelohnt, gerade der Nordteil der Insel ist nicht ganz so überlaufen und landschaftlich sehenswert.
Die Fahrt nach La Paz war nur noch anfangs am Titicacasee entlang nett anzusehen. Nachdem ich in Tiquina den See an der engsten Stelle mit der Fähre überquerte ging es nur noch durch vereinsamte, trostloser Dörfer und schließlich durch die Armengegend El Alto nach La Paz. Sehr staubig und bei Gegenwind mit starkem LKW Verkehr. Wobei es sich hier um uralte, stark rußenden Lastwagen handelte. War Sauerstoff auf dem Altiplano mit 4000m eh schon Mangelware, so wurde dieser einem auch noch durch die überholenden Dreckschleudern genommen.
Am Rand von El Alto angekommen ging es abwärts in die Hauptstadt Boliviens. Ein beeindruckender Anblick, die Großstadt eingebettet in ein großes Tal und umgeben von weißen Riesen. Radfahren war hier einfach nur grausam. Die Straßen steil und eng, der Verkehr abartig und in der Stadt wahnsinnige Menschenmassen. Die ersten Hotels wollten mich mit dem Rad nicht aufnehmen, so gurkte ich durch die Stadt voller Einbahnstraßen und endete in einem klassischen Backpacker Hostel voller halbwüchsiger, partymachender Amerikaner. Nach einer Nacht in einem 16′er Dorm landete ich dann endlich bei Cristian wieder in einem ‘Casa de Cyclista’.
Nachdem Mimi so einige Kilometer an der Lenkertasche baumelnd schon einiges gesehen hatte, erklomm sie diesmal am Rucksack hängend ihren ersten 6000′er. Es ging auf den Hausberg von La Laz, den Huayna Potosi. Ein relativ ‘einfacher’ Eisbuggel. Die Besteigung darf nur mit einem Bergführer erfolgen. So wurde am ersten Tag die Ausrüstung getestet, am Folgetag ging es auf das 5300m gelegene Basislager um dann in der Nacht gegen 1 Uhr in der Früh den Gipfel zu besteigen. Beim nächtlichen Aufstieg war die Sicht noch klar. Ein toller Sternenhimmel mit einer wahnsinnigen Aussicht auf das unterliegende Lichtermeer von La Paz. Pünktlich zum Sonnenaufgang und der Ankunft auf dem Gipfel zog es zu und die Sichtweise betrug keine 20m mehr. Insgesamt sehr schade, aber wir waren oben!
In den weiteren zwei Tagen in La Paz hatte ich noch die Gelegenheit mit anderen Radlern aus dem ‘Casa’ unserem Gastgeber Cristian zu helfen. Bei der etwas abstrusen Idee eine bereits bestehende Downhill Rennstrecke zu einem nationalen Kurs umzuwandeln konnten wir aber nur den Kopf schütteln. Nur mit Pickel ‘bewaffnet’ funktionierte das nicht. Die Hilfe bei einem Autorennen auf dem Altiplano die Zeiten zu nehmen war dagegen weitaus sinnvoller und vorallendingen interessanter. So stellten wir fest, daß die ganze Organisation und Technik doch noch sehr altertümlich war. Mit etwas Elektronik könnte man einiges einfacher und vorallendingen genauer gestalten. So zählten wir die Runden von Hand und die Zeiten wurden mit einer normalen Stoppuhr genommen.
Mit dem holländischen Duo Maarten und Hans ging es dann aber weiter nach Süden. Durch die Salzseen von Bolivien, in Richtung Chile.

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