Inkawelt in Südperu

Man wird ja schon fast gezwungen sich Machu Pichu anzusehen. Für mich stellte sich jetzt nach 25000km ‘OnTheRoad’ auch die Frage. Es gab lange Diskussionen mit anderen Radlern was denn die Beste Lösung sei. Einige ‘verweigern’ sich der Touristenfalle und schauten es sich gar nicht erst an. Insgesamt ist es auf gut Englisch ein: ‘Pain in the ass’. Die Anfahrt ist kompliziert, gibt es nur eine vollkommen überteuerte Eisenbahnlinie, welche nicht den Peruanern gehört sondern einer englischen Aktiengesellschaft. Die Einnahmen blieben damit nicht einmal im Land. So wählte ich eine Kombination mit Fahrrad, Zug und ‘entlang den Bahnlinien laufen’ mit anschließender Busfahrt abseits der Touristen. Mehrmaliges Umsteigen und am Ende über drei Stunden eingezwängt zwischen Peruanischen ‘Mamas’ welche Cocablätterkauend auch noch Bier tranken. Die Luft in dem Minibus war zum schneiden und die Strecke kurvenreich. Oft war ich kurz davor mich in dem engen Toyotabus zu übergeben. Dachte ich bisher ‘Backpacker’ haben mit Ihrer Busfahrerei ein recht angenehmes Leben, so wurde ich hier eines besseren belehrt. Es war eine Tortur und ich war froh, als ich am nächsten Tag wieder im Sattel saß. Was für eine Freiheit! Machu Pichu, so schön es auch anzusehen war, die Peruaner machten es zur Qual. Für eine Touristenattraktion dieser Größe und für die Preise, welche hier verlangt wurden könnte man mehr Professionalität erwarten. Konnte man den Eintritt nur in peruanischen Soles in Bar bezahlen, den Zug nur in harten US Dollars. Die ATM Automaten vorort funktionierten nicht. In den Hostals wurden einem Services wie ‘warme Dusche’ und Internet versprochen, welche es aber dann nicht gab. In diesen Ländern alles nicht ungewöhnlich, aber gerade an solch einem Ort, bei diesen Preisen könnte man mehr erwarten. Dazu kam noch die Unfreundlichkeit der Parkangestellten. Eventuell ist es sinnvoller eine komplette Touristentour zu buchen, dann sparte man sich den ein oder anderen Ärger. Egal, ich hatte es hinter mir, :-).
Die Reise ging von Ollantaytambo weiterhin entlang am Rio Urumba über Pisac zurück zur Peru 3S auf das Altiplano nach Puno am Titicacasee. Immer wieder kam man an Relikten, wie Ruinen und sonstigen alten Gemäuern aus der Inkazeit vorbei.
In Aqua Caliente überquerte ich dann für eine zeitlang den letzten Pass mit 4300m zum Altiplano. Ab jetzt sollte ich eine ganze zeitlang auf knapp 4000m bleiben. Bis zum Titicacasee campierte ich ein wenig abseits, die Hänge hinauf und hatte tolle Aussichten über das Altiplano. Gerade in den Morgen,- und Abendstunden war das Licht beeindruckend. Hinter Juliaca, einer sehr hässlichen Stadt aus welcher man so schnell wie möglich wieder raus wollte, wurde der Verkehr dann mehr und die Strassen extrem stark vermüllt. So auffällig war es bisher selten.
Es ging immer topfeben auf dem Altiplano entlang, da fragte man sich was die vielen Gedenktafeln von Unfalltoten am Strassenrand sollen. Peru’s Straßen gelten als die gefährlichsten in Südamerika. Die Fahrweise hier war grauenhaft. Was den Einheimischen bei manchen abstrusen Fahrmanövern durch den Kopf geht? Vermutlich nicht viel. Drogen und Alkohol am Steuer sind hier ein grosses Problem.
In Puno erreichte ich den Titicacasee, der größte Süßwasserspeicher in Südamerika. Der Empfang allerdings war alles andere als herzlich. Schon 10km vor der Stadt war erst eine, dann beide Spuren der Straße mit Steinen gesperrt. Dachte ich zuerst, die Peruaner hatten die Straße nach einem Regenfall mal wieder nicht von herabfallenden Steinen gesäubert. Aber irgenwann ging nichts mehr vorwärts. Es gab kein rein und kein raus mehr in die Stadt. Für zwei Tage wurden die Ein,- und Ausfallstrassen komplett gesperrt. Die Einheimischen demonstrierten gegen die Erhöhung des Wasserpreises. Mit dem Fahrrad konnte ich mich zwischen dem Geröll und den unzähligen zerbrochenen Glasflaschen hindurchmogeln. Es dauerte aber ewig. In Puno dann endlich angekommen war es sehr angenehm. Keinerlei Auto’s auf der Strasse. Am folgenden Tag war aber alles wieder beim alten, die Stadt hatte nichts zu bieten, so bin ich am Titicacasee weitergekurbelt. Immer in Richtung Bolivien, dem ärmsten Land in Südamerika – und das noch vor Peru, puh!
Die knapp zwei Monate ‘Radeln in Peru’ waren extrem, in vielerlei Hinsicht. Die Landschaften, das Wetter, die Straßenverhältnisse aber auch manchmal die Menschen. So traf ich einzig in den Touristenzentren Huaraz und Cusco englischsprachige Peruaner. Die Gespräche mit den Einwohnern in den Bergen waren meistens sehr kurz und einfach. Ein Volkshochschulkurs A1 in Spanisch war hier völlig ausreichend. Über sehr viel mehr, als woher ich komme, warum ich ohne Frau unterwegs bin, keine Kinder habe und was mein Fahrrad kostet, gingen die Gespräche in der Regel nicht hinaus. Da war man nach wochenlangem Kurbeln doch froh in eine Touristenhochburg zu gelangen in welcher man auch einmal über andere Dinge reden konnte. Entgegen der Meinung anderer Radler oder auch Touristen waren die Peruaner mir gegenüber aber immer hilfsbereit und freundlich. Die lästigen ‘Gringo’ Rufe, was viele als sehr negativ auffassten, waren in der Regel nicht böswillig gemeint. Selbst fand ich das beängstigend niedrige Bildungsniveau eher ‘anstrengend’ und die Hundeattaken waren so extrem wie in bisher keinem anderen Land.
Letztenendes waren es die beeindruckenden Landschaften, welche einen bleibenden Eindruck hinterließen. Daher galt es für mich eher das Land, als die Leute kennenzulernen.

Dieser Beitrag wurde unter Peru veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort auf Inkawelt in Südperu

  1. Ralph Wutschka sagt:

    Hallo Jörg,

    fröhliche Weihnachten und alsbald einen guten Rutsch (sprichwörtlich ;-)) ins neue Jahr!! Habe eben Deinen Bericht über Peru gelesen und festgestellt, dass sich seit 2006 nicht besonders viel geändert hat. Wir sind damals mit dem Zug nach Machu Pichu gefahren und haben uns dann vor Ort ein Hotel gesucht. War genauso teuer, wie aber auch beeindruckend. Wir sind dann noch auf dem Titicacasee zu den Uro’s, Gringo-Trail halt. Trotzdem ist unsere Reise nach Peru noch immer in bester Erinnerung, wir sind auf diesem Trip sogar mal Fahrrad gefahren (Voll-Touri-Death-Road-Tour in Bolivien…). Ich wünsche Dir noch weiter so tolle Erlebnisse, ein allzeit sicheres Weiterkommen und viel Glück und Gesundheit für den ‘Rest’. Alles liebe, viele Grüße Ralph

Hinterlasse eine Antwort