Guatemala die Zweite

Wir kletterten in Puerto Barrios aus dem Schnellboot. Komplett durchgeschüttelt von der Überquerung der Karibik. Die Jungs fuhren wie die Henker. Das Boot: Nussschale mit Turbo-Aussenbordmotor. Mein Rückspiegel ertrug das Gerüttel nicht und brach. Sehr bedauerlich, ist dieser doch sehr nützlich und ich hatte ich mich daran gewöhnt. Ein Langzeitradler behauptete einmal, ein Rückspiegel auf Tour ist genauso wichtig wie der Helm. Lange wollte ich das nicht einsehen, aber man wird schließlich älter,:-). Wenigstens war sonst alles andere i.O. Die Einreise nach Guatemala erwies sich wieder als reine Formsache. Nachdem Belize ja mit ‘Taschen ausräumen’ und ‘Fahrräder im Pass registrieren’ doch um einiges aufwendiger war.
In Puerto Barrios wurden die bei uns bekannten Chiquita Bananen im großen Hafen auf Containerschiffe verladen und in alle Welt verschifft. Hussein, ein Maschinist aus der Türkei lud uns spontan im Hafen auf ein Bier ein und spannte heftig Seemannsgarn. Die Container kamen auf der einzigen Straße per LKW in die Stadt. Bis vor sechs Jahren gab es noch von der Hauptstadt ‘Guate’ (Guatemala City) eine Schmalspurbahn an die Küste. Diese hatte sich aber wohl nicht mehr gelohnt. Reste der Bahnlinie, sowie alte Bahnhöfe und Betankungsanlagen aus der Dampflockära konnte man noch sehen. Dadurch war aber alles auf der Straße vertreten und wir hatten unseren ‘Spaß’ mit dem Verkehr. Die Strecke war hügelig, dadurch landschaftlich recht reizvoll aber oft ohne vernünftigen Seitenstreifen und voll von verständnislosen LKW Fahrern.
Wir fuhren durch kleinere und größere Ortschaften entlang der Bahnlinie in welchen man sich den Lebensunterhalt vorwiegend in der Landwirtschaft verdiente. Mit Bananen,- Zuckerrohr,- oder sonstigem Obstanbau. Zum Essen gingen viele Farmarbeiter in die sog. ‘Comidors’. Einfache Restaurants in welchen es sehr günstiges Essen gab. Meistens standen nur 1 oder 2 Gerichte zur Auswahl. Für 2 Euro bekam man ein komplettes ‘Menü’, meistens Hühnchen mit Reis, dazu kleine handflächengroße Tortillas und ein “Aqua fruta”. Dabei handelte es sich um Wasser mit z.B. Tamarinden,- oder Hibiskusblütengeschmack, welches immer kalt serviert wurde. Wollte man etwas fleischloses erntete man meistens fragende Blicke, denn üblich war das hier nicht.
Gerade Sonntags für die Kirche, oder wie wir es erlebt haben zum Stadtfest putzt sich der ‘echte’ Guatemalteke gerne heraus. Dann trug er einen weißen Cowboyhut (aus Stroh, mit weißem Lack überzogen), dazu ein kariertes Hemd, Jeans und Gürtel mit extrem großer, auffälliger Schnalle. Wichtig waren auch die Cowboystiefel mit den vorne hochgezogenen Spitzen. Mich erinnerte das eher an die Schnabelschuhe der Fasnets Narren, :-). Waren die ‘Jungs’ dann noch verdammt wichtig, steckte eine Pistole im Gürtel. Bewaffnete Männer, neben den Militärs und Security Personen mit Pumpguns, sah man in Guatemala öfters. An Banken und Regierungsgebäuden hing daher auch immer ein Schild, welches das Betreten mit Waffe untersagte.
Die Kirchen in den Dörfern waren meistens nicht mehr so protzig wie wir sie in Mexico gesehen hatten. Auch die Inneneinrichtung war spärlicher und dabei trotzdem schön. Im einfachsten Fall bestanden die örtlichen Kirchen auch nur aus großen Sälen in welchen ein kleiner Altar aufgebaut wurde. Als Sitzgelegenheiten dienten dann Plastikstühle.
Außerplanmäßig verbrachten wir, mal wieder krankheitsbedingt, ein paar Extrawochen zusätzlich in Guatemala und hatten dadurch die Gelegenheit das Land aus einer anderen Perspektive zu sehen. So lernten wir das örtliche Krankenhaus mit der fröhlichen Ärztin, den netten Kinderarzt und am Ende eine sehr spontane, resolute Zahnärztin kennen. Die medizinische Versorgung war mit unserer nicht zu vergleichen. Es lief immer auf die Behandlung mit Antibiotika und Schmerzmittel hinaus, oft ohne der genauen Ursache auf den Grund zu gehen. Die Medikamente bekam man für vergleichsweise sehr wenig Geld an jeder Ecke. Insgesamt Erlebnisse, auf welche man aber liebend gerne verzichten könnte.
Nach dem Medikamentenmix und viel Erholung ging es endlich wieder weiter. Das nächste Land war schließlich nur ein paar Kilometer weit entfernt: El Salvador.

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